„Blick über den Tellerrand“ – US Immobilienmarkt

Seit 2020 sind die Preise für Wohneigentum in den USA vielerorts über 50 Prozent gestiegen. Und weil Hypothekenzinsen und Immobilienpreise gleichzeitig in die Höhe schiessen, können sich immer weniger Amerikaner den Traum vom eigenen Haus leisten und leben zur Miete. Die Mieten steigen dabei so rasant und strapazieren das Budget so stark, dass das Ansparen für den Kauf eines Hauses unmöglich wird. Die Situation spitzt sich teilweise so stark zu, dass sie zum existentiellen Problem wird. Bereits einige Normalverdiener können sich keine Wohnung mehr leisten. 

Auch wenn viele Faktoren für diese dramatische Entwicklung verantwortlich sind, so gibt eine Schlagzeile, die das „Wall Street Journal“ kürzlich veröffentlichte, Aufschluss: „Lernen Sie Ihren neuen Hausherrn kennen: Grosskonzerne“. Damit sind neue Investment-Firmen gemeint, die den Häusermarkt kräftig durchschütteln. Diese verfügen über Budgets in Milliardenhöhe, denn sie profitierten von der Entwicklung der Immobilien- und Finanzkrise von 2007 bis 2009. Als damals die Immobilienblase platze witterten sie ein neues Geschäft und erstanden die zwangsversteigerten Einfamilienhäuser zu Spottpreisen. Sie wandelten sie zu Mieteigentum um, erhöhten die Mieten und erzielten überaus hohe Renditen. Wer mit den Mietpreissteigerungen nicht mithalten kann, fliegt in kürzester Zeit aus seiner Wohnung und gerät oft innert weniger Wochen in eine existentielle Krise. Denn anders als in der Schweiz, ist in Amerika Mieterschutz ein Fremdwort. Übrigens stiegen auch Pensionskassen, Versicherungen oder Investmentfonds der Superreichen in das lukrative Geschäft ein. 

Diese Entwicklung rüttelt nicht nur an der finanziellen Grundlage vieler Amerikaner, sondern auch an ihrem Selbstverständnis. Im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, kann es längst nicht mehr jeder mit Fleiss und Einsatz schaffen. Der fragile Zusammenhalt der amerikanischen Gesellschaft droht also weiter Schaden zu nehmen. 

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Montag, 22.08.2022

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